Von Avocados bis Zingaresca ...
Der Musikverein Weilimdorf lädt jedes Jahr zum Frühjahrskonzert in die Lindenbachhalle. Auch dieses Mal war das Konzert wieder ein musikalisches Highlight, das beim Publikum großen Anklang fand.
Frühjahrskonzert des Musikverein Weilimdorf
Ein Bericht von Uwe Tommasi (In&um Weilimdorf)

Zum Frühjahrskonzert des Musikverein Weilimdorf konnte der neu gewählte Vor stand Rainer Alt rund 200 Gäste in der Lindenbachhalle begrüßen. Unter ihnen weilte neben Ehrensenator Dr. Reinhard Löffler auch Bezirksvorsteherin Ulrike Zich, die die Moderation des Abends übernahm, Stadträtin Judith Vowinkel, sowie zahlreiche Ehrenmitglieder und Sponsoren. Den längsten Anreiseweg habe sicher die Familie Keller gehabt, die aus Oslo zum Konzert angereist sei. Man habe für das Konzert erstmals eine neue Form ausgewählt und den Saal nur bestuhlt, so Alt weiter. "Sagen Sie uns bitte nach dem Konzert, ob es Ihnen gefallen hat", bat der Vorsitzende die Konzertbesucher. Der lang anhaltende Beifall am Schluss dürfte Beweis genug dafür gewesen sein, dass der Konzertabend gut angekommen ist. "Was die Musiker des großen Orchesters heute abgeliefert haben, war eine grandiose Leistung und ein erstklassiges Konzert", brachte es Ulrike Zich auf den Punkt.

Den Auftakt des Konzerts hatte wie in den Jahren zuvor das Jugendorchester mit dem Stück "Spirit of the Wind" von Rodney Miller übernommen. "Rodney Miller ist Geigenbaumeister und hat seine Karriere 1972 als Komponist begonnen", erklärte dazu André Schmidt, der die Conference beim Jugendorchester übernommen hatte. Das zweite Stück das der Musikernachwuchs unter ihrem Dirigenten José Mali zum besten gab, war "Choral and Beat for Band" von Hermann Kahlenbach. Der in Bergisch-Gladbach geborene Kahlenbach habe Klavier und Posaune studiert und viele Stücke für Blasorchester geschrieben, erläuterte Schmidt. Danach entführte das Jugendorchester die Konzertbesucher in die Zeit der 50er Jahre. Bei dem Medley "A Fifties time capsule" mit zahlreichen bekannten Melodien wie "Rock around the Clock" oder "Jailhouse-Rock" zeigten auch verschiedene Solisten ihr Können.

Diesem vielseitigen Auftritt der Nachwuchsmusiker folgten zahlreiche Ehrungen, die der Vorsitzende Rainer Alt und Manfred Hörner, zweiter Vorsitzende des Blasmusikverbandes im Kreis Ludwigsburg übernahmen. "Für mich ist dieser Abend etwas ganz Besonderes", stellte Hörner eingangs fest. Er sei heute bei einem Seniorverein, der bereits auf eine 102-jährige Vereinsgeschichte zurückblicken könne und gleichzeitig Juniormitglied im Kreisverband Ludwigsburg ist. Als der Musikverein Weilimdorf vor rund einem Jahr um Aufnahme in den Kreisverband gebeten habe, sei das ein Novum gewesen. "Der Musikverein Weilimdorf hat zuvor schon viele Jahre gute Kontakte nach Ludwigsburg gepflegt und deshalb haben wir dem Wunsch auch gerne entsprochen", so Hörner.
Derzeit zähle der Kreisverband Ludwigsburg 53 Mitgliedsvereine und 2.500 aktive Mitglieder, hielt der stellvertretende Kreisvorsitzende weiter fest. Dazu würden noch 7.800 fördernde Mitglieder kommen, die alle hinter ihren Vereinen stehen. In Weilimdorf stehe man auch hinter dem Musikverein, das zeige schon der voll besetzte Saal.

Die Aufgaben des Kreisverbandes sei, es die Jugend auszubilden, die Aktiven weiterzubilden und für die Vereine da zu sein, betonte Hörner. Das Kreisjugendorchester (KJO) sei ein Beispiel dafür. In dem Orchester würden ausschließlich Jugendliche spielen, die ihre Instrumentalprüfung mit Bestnoten abgeschlossen haben. Das KJO sei Aushängeschild des Landkreises und habe schon in vielen Ländern Gastauftritte gehabt. Aktuell sei eine Konzertreise nach Südkorea geplant gewesen. Die habe man wegen der Katastrophe in Japan aber abgesagt. "Stattdessen fahren die Jugendlichen nun nach Kanada", so Hörner.
Wichtig dafür, dass der Nachwuchs in den Vereinen gut ausgebildet werde und dass die Zusammenarbeit auch insgesamt stimmt, sei die Harmonie im Verein. In Weilimdorf sei diese Harmonie vorhanden, das könne man nicht zuletzt daran erkennen, dass einige schon sehr viele Jahre im Verein aktiv sind, leitete Hörner zu den Ehrungen über. Für zehn Jahre aktive Mitgliedschaft im Musikverein wurden Nermin Hajvazovic und Andreas Keller mit der Ehrennadel des Blasmusikverbandes in Bronze ausgezeichnet. Martin Huonker, wurde für 20 Jahre (Ehrennadel in Silber) aktive Mitgliedschaft geehrt. "Er ist seit diesem Jahr auch stellvertretender Wirtschaftsführer und für Kohle, Feste und Bier verantwortlich", so Hörner. Die Ehrennadel der Blasmusikverbandes in Gold erhielt Karlheinz Hummel, der schon Vizedirigent im Verein war und mit B-Klarinette, Tenor-, Es-Alt und Baritonsaxophon gleich vier Instrumente spielt.
Die Ehrungen im Namen des Musikvereins übernahm Alt. Er zeichnete Gerrit und Patrick Böhringer sowie Hans Keller für 15 Jahre aktive Mitgliedschaft aus. Wolfgang Metzler, Georg Pflügl wurden für 20 Jahre und Egon Bäuerle für 30 Jahre passive Mitgliedschaft geehrt. Last but not Least ernannte Alt Susanne Hoffmann und Karlheinz Hummel, die beide bereits seit 40 Jahren im Musikverein aktiv sind, zu Ehrenmitgliedern des Vereins.

Mit dem "Comedians' Gallop" von Dimitri Kabalevsky verabschiedete das Jugendorchester dann die Jubilare von der Bühne. Eine Zugabe könne man leider nicht spielen, gestand Dirigent Mali. Er habe das Jugendorchester erst im Mai übernommen, erläuterte er.
Nach einer kurzen Pause werde das Seniorenorchester des Musikvereins spielen, hatte Alt angekündigt und damit die Lacher auf seiner Seite. Bezirksvorsteherin Zich nahm den Ball in ihrer Anmoderation gleich auf und hielt fest, dass der neue Vorsitzende mit dem Seniorenorchester eine neue Idee kreiert habe. Spielen werde an dem Abend aber wie gewohnt das große Orchester des Musikvereins. Die Leistung, die das Jugendorchester gezeigt habe, freue sie sehr. Allen, die dazu beigetragen haben, gebühre großer Dank.

Das Frühjahrskonzert des Musikvereins sei stets eine Zeitmarke im Vereinsgeschehen in Weilimdorf und auch ein Fixpunkt im Gemeinwesen. Das Konzert sei das erste seit dem Wechsel im Vorstand und biete ihr Gelegenheit Marc Benzinger und seinen Mitstreitern für die geleistete Arbeit zu danken sowie Rainer Alt und seinem Team alles Gute zu wünschen. Das heutige Konzert werde ein ganz besonderes Klangerlebnis, weil das Orchester nicht auf der Bühne sitze, die einen Teil der Musik verschlucke, sondern davor. Zum Auftakt werde das große Orchester den portugiesischen Marsch "O Vitinho" von Francisci Marques, arrangiert von Siegfried Rundel spielen. Marques habe damit einen neuen Marschtypus nach Mitteleuropa gebracht, der wie ihr José Mali erklärt habe, auch als Paso Doble bezeichnet werden könne. "O Vitinho" ist ein Marsch voller Melodien und ohne jegliche Aggressivität", erläuterte Ulrike Zich. Das Orchester präsentierte sich unter der Leitung von Mali dann auch sehr harmonisch und melodiös.

Weiter ging es im Konzert mit der Rhapsodie "Zingaresca" von Heinrich Steinbeck. Steinbeck sei schon mit 25 Jahren Kapellmeister des Operettentheaters Karlsruhe geworden und anschließend 40 Jahre lang Leiter der Stadtmusik Arbon in der Schweiz gewesen. Er habe großen Einfluss auf die Entwicklung der Blasmusik in der Ostschweiz genommen und sich als Komponist von Märschen einen Namen gemacht. Der "Zingaresca" folgte die musikalische Erzählung von Fritz Neuböck "A Journey to Riva". Das Stück entstand nach dem Sieg des Bezirksjugendorchester Gmunden beim Wettbewerb "Filcorno d'oro" in Riva. Die vierteilige musikalische Erzählung versuche die positive Stimmung des Wettbewerbs festzuhalten eine Stimmung, die man nur erleben könne, wenn man gemeinsam musiziert. Diese Stimmung wünsche sie auch dem Publikum und das bekam sie vom Orchester in bester Manier serviert. Dass die Reise nach Riva insbesondere beim Dirigenten eine gewisse Anspannung hervorgerufen hatte, zeigte sich nach dem letzten Takt. Mali bedankte sich bei seinen Musikern überschwänglich und zeigte sich sehr erfreut über die hervorragende Leistung.

Weiter ging es im Takt mit einem Medley von Filmmusiken aus Charlie Chaplin Filmen, arrangiert von Marcel Peeters, dem Stück "Avocados" von Hans-Joachim Rhinow und dem Marsch "Zum Städtel hinaus" von Harry Theis. Für das sehr ausgewogene Konzert gab es vom Publikum lang anhaltenden Beifall für den sich die Musiker mit einer Zugabe bedankten. Übrigens: Wer keine Gelegenheit hatte bei diesem Konzert dabei zu sein, hat spätestens im Juli Gelegenheit das musikalische Können des Musikvereins live zu erleben. Von 1. bis 3. Juli findet dann das diesjährige Musikfest auf dem Vereinsgelände beim Trompetle statt.